Kreativität hochbegabter Kinder fördern

Hochbegabte Kinder sind häufig sehr kreativ. Wie kannst du Kreativität unterstützen?

Hochbegabte Kinder sind häufig sehr kreativ. Wie kannst du Kreativität unterstützen? Die Blogparade von Dina Mazzotti ist eine gute Gelegenheit, das Thema genauer zu betrachten.

Herzlichen Dank, dass ich daran teilnehmen darf. Kreativität ist für mich ein wichtiges Thema. Ich erlebe häufig, dass Erwachsene die Welt der Kinder bis in das letzte Detail planen, strukturieren und bemängeln: „Mein Kind ist null kreativ.“  Verstehe mich nicht falsch: „Ordnung, Struktur und Regeln sind wichtige Punkte.“ Aber Überregulierung erreicht das Gegenteil, oder auch eine zu klare Zielsetzung bzw. Erwartungshaltung der Eltern. 

Wie erkennst du Kreativität bei hochbegabten Kindern?

Jedes Kind ist unterschiedlich und auch die Erwartungen der Eltern variieren stark. Die Vorbildfunktion ist ebenfalls wichtig. Lebst du Kreativität, oder ist das für dich eigentlich nur „Spinnerei“? Aber schauen wir erst einmal auf wichtige Punkte, an denen du Kreativität bei einem hochbegabten Kind erkennen kannst:

  1. Unkonventionelles Denken: Hochbegabte Kinder denken oft außerhalb der üblichen Grenzen und finden innovative Lösungen für Probleme. Nicht immer sind diese Perspektiven zu erkennen.
  2. Neugier und Entdeckerdrang: Sie stellen viele Fragen und zeigen ein starkes Interesse an verschiedenen Themen, was zu einer breiten Wissensbasis führt. Viele Eltern hochbegabter Kinder berichten, dass zum ersten Wortschatz: „Warum“ gehörte. Eine Antwort ist häufig Auslöser für weitere Fragen, die das Themenfeld ergänzen.
  3. Fantasievolle Ideen: Diese Kinder haben oft lebhafte Vorstellungen und können sich komplexe Geschichten oder Szenarien ausdenken. Dazu gehören ausgedachte Freunde, und detailreiche Geschichten, die erst von viel älteren Kindern erwartet werden.
  4. Künstlerische Talente: Viele hochbegabten Kinder zeigen eine besondere Begabung in Kunst, Musik oder anderen kreativen Bereichen. Es ist auch zu beobachten, dass sie verschiedene Bereiche kombinieren.
  5. Interesse an neuen Herausforderungen: Sie suchen oft nach neuen Herausforderungen und sind bereit, Risiken einzugehen, um ihre Ideen zu verwirklichen. Hierzu benötigen die Kinder die Ressourcen und Erwachsene mit einer unterstützenden, positiven Haltung. Kind und Jugendliche benötigen ausreichenden Freiraum und Grenzen sowie die Weisheit der Erwachsenen, was gerade richtig ist.
  6. Unabhängiges Denken: Hochbegabte Kinder neigen dazu, ihre eigenen Meinungen zu bilden und sind nicht leicht von anderen beeinflusst. „Alleine“ ist ein sehr häufiges Wort bei kleinen, hochbegabten Kindern. Sie möchten Dinge entdecken, ausprobieren und habe ein hohes Autonomiebedürfnis.

Bitte bedenke, dass die Anlage für Kreativität bei deinem hochbegabten Kind vorhanden ist, es sich jedoch nicht an meine Liste halten muss. Jedes hochbegabte Kind ist einzigartig und wie es die eigene Kreativität lebt, hängt von so manchen Faktoren ab:

Zusammenspiel zwischen Umgebung und Persönlichkeit:

  1. Umgebung: Eine anregende und unterstützende Umgebung fördert kreatives Denken. Ermögliche deinem Kind Zugang zu vielfältigen Materialien und Möglichkeiten. So kann die Kreativität entfaltet werden.
  2. Ermutigung: Positive Rückmeldungen und Ermutigung von Eltern, Lehrern und Freunden sowie Peers spielen eine wichtige Rolle. Wenn Kinder in ihren kreativen Bemühungen unterstützt werden, sind sie eher bereit, neue Ideen auszuprobieren.
  3. Interessen: Hochbegabte Kinder haben oft intensive Interessen. Wenn sie die Möglichkeit haben, sich mit Themen zu beschäftigen, die sie leidenschaftlich interessieren, kann dies ihre Kreativität anregen.
  4. Freiraum für Exploration: Kreativität entwickelt sich in einem Umfeld, in dem Kinder die Freiheit haben, zu experimentieren und Fehler zu machen. Ein gewisses Maß an Unabhängigkeit und die Möglichkeit, eigene Projekte zu verfolgen, sind entscheidend.
  5. Soziale Interaktionen: Der Austausch mit anderen kreativen Menschen kann inspirierend wirken. Hochbegabte Kinder profitieren oft von der Zusammenarbeit mit anderen hochbegabten Kindern oder Mentoren, die ihre Ideen herausfordern und erweitern.

Mythen rund um hochbegabte Kinder

Es ist für Erwachsene wichtig, sich von Denkmustern zu trennen, die sie im Internet finden:

  1. Hochbegabung bedeutet Hochleistung
  2. Hochbegabte Kinder spielen leidenschaftlich Geige
  3. Hochbegabte Schüler:innen überspringen Klassen und studieren lange vor dem 18. Geburtstag.
  4. Hochbegabte Jugendliche sind Außenseiter und Nerds.

Nicht jedes hochbegabte Kind möchte Schach spielen, oder möchte an einem MINT Wettbewerb teilnehmen. Alles, was dir geholfen hat, war wunderbar für dich und ist keine Blaupause für dein Kind. Genauso wenig ist dein Kind verpflichtet, deine verpassten Chancen nachzubessern. Es darf eigene Interessen haben, die du unterstützt.

Wie kannst du Kreativität praktisch unterstützen?

Kurz: immer und überall. Es kann einfach sein und muss nicht teuer sein.

Kleinere Kinder entdecken gerne ihre Umwelt: Was kann allein in der Küche alles entdeckt werden?

  • Obst: hat verschiedene Oberflächen, Geschmäcker und es gibt sehr viele leckere Rezepte. Lass dein Kind Bananen schneiden und später auch Äpfel. Entdeckt, wie aus Erdbeeren Marmelade wird und kombiniert Rezepte neu.
  • Gemüse: Geschmack, putzen, zerteilen und endlos viele Rezepte. Wie schmeckt ein Pilz roh und wie, wenn er gekocht ist? Was bewirken Rezepte? Was kann kombiniert werden?
  • Wie funktionieren verschiedene Küchengeräte? Wofür sind sie da und was lässt sich damit alles herstellen?

Ich erinnere mich, als wir unserem Sohn ein Fußballtor geschenkt hatten. Jahrelang hatte er die Rohre für Kugelbahnen zusammen mit Brettern, Steinen und Sand benutzt. Ja, wir hatten einen anderen Plan, wie Tore benutzt werden könnten, aber letztlich war es ein wundervolles Geschenk.

Mit den Kindern habe ich unzählige Stunden im Wald verbracht. Jeder hatte ein Schnitzmesser und es sind viele kreative Dinge aus Ästen hergestellt worden. Ja, ich hatte nicht gedacht, dass dreieinhalb ein passendes Einstiegsalter ist. Es gab strenge Regeln zur Handhabung und dann konnte frei ausgelebt werden, was alles entstehen konnte.

Gruselgeschichten vorlesen mit Geistern, die sie aus Plastiktüten gebastelt hatten. Das war lange sehr gefragt. Aus Ytongsteinen wurden zwei Sommer wunderbare Skulpturen gefeilt. Klar, wir mussten damit leben, dass der Garte eher grau als grün war. Aber drei Sets Feilen gab es einmal im Ausverkauf für unter 10 €.

Gänzlich kostenlos war es, unzählige defekte Geräte auseinanderzubauen. Der Höhepunkt war eine Waschmaschine. Die Trommel wird noch heute als Feuertonne genutzt. Nein, das war nicht stylish, aber eine Erfüllung für die Kids.

Aus alten Stofffetzen wurden Stockpferde gebastelt und Bretter wurden zu Hürden.

Kreativität fördern benötigt wenig Geld, denn du bist auch kreativ. Nutze das für dein Kind? Überlegt gemeinsam, wie eine Idee gelingen kann und diskutiert nicht über die Gründe der Grenzen. Findet Wege und keine K.-o.-Kriterien.

Grenzen und Regeln trotz Kreativität

Die Kinder durften bei uns viel Kreativität ausleben, aber es gab klare Grenzen. Andernfalls wurden Geräte nur noch mit Aufsicht ausgehändigt. Das war extrem unbeliebt. Es war immer eindeutig, was mir wichtig war und dass ich nach einer Zuwiderhandlung häufig nicht gewillt war, den Einsatz zu beaufsichtigen und sofort eine zweite Chance erteilt wurde. Es war also lohnender, die Werkzeuge entsprechend den Sicherheitsvorkehrungen einzusetzen.

So durfte die Waschmaschine und deren Zubehör nur auf den Platten aufgeschraubt werden. Keinesfalls wollte ich in der Wiese in die Schrauben treten. Das war nachvollziehbar. Außerdem nicht auf der Straße, weil Reifen beschädigt werden konnten und ich kein Interesse an Stress mit den Nachbarn hatte.

Bedeutung von Kreativität

Mir war es für unsere Kinder immer wichtig, dass sie viele ihrer Ideen ausleben durften. Sie durften Tusche im Garten für Bretter benutzen und herausfinden, dass der nächste Regen es abwusch. Ideen ausleben und testen zu können, hat immer ein hohes Maß an Motivation und Zufriedenheit mit sich gebracht.

Sie haben gebaut und gebastelt. Die Kinder hatten allein, mit den Geschwistern sowie Nachbarkindern Erfolge und Misserfolge. Es gab Anerkennung und Tipps sowie unterstützende Ideen. Das waren wichtige Punkte in ihrem Leben. Sie konnten sich selbst als wirksam erleben. In vielen Phasen konnten sie erkennen, wie gut ihre Ideen funktionieren, oder welche hilfreichen Ideen sie vorbringen können. So konnten sie ein gutes Gespür für ihre eigene Kreativität („mir fällt immer etwas ein“) sowie ein gutes Selbstgespür entwickeln. In der Beratung erlebe ich häufig, dass gerade in der Pubertät einige hochbegabte Teenager große Probleme entwickeln.

Verschiedene Disziplinen miteinander zu verbinden, das war uns als Familie wichtig. Ich freue mich, dass es viele Eltern gibt, die ihre Kinder ebenfalls zu Lösungsfindern begleiten.

Wo sehen wir in der Welt kreative Personen?

Ein großes Vorbild für Kreativität ist für mich Steve Jobs. Ihm ist es gelungen neue technische Geräte zu entwickeln und gleichzeitig Funktionalität sowie Design zu kombinieren. Seine vielen unterschiedlichen Interessen konnte er so verbinden.

Elon Musk ist für mich ebenfalls ein Sinnbild von Kreativität. Er ist Unternehmer und CEO von Unternehmen wie Tesla und SpaceX. Seine visionären Ideen sind bekannt. Viele innovative Ansätze in der Technologie und Raumfahrt sind den Menschen bekannt. Musk hat die Automobilindustrie mit Elektrofahrzeugen revolutioniert und arbeitet an Projekten, die die Zukunft der Raumfahrt und der nachhaltigen Energie beeinflussen.

Beyoncé ist eine amerikanische Sängerin, Songwriterin und Produzentin. Sie ist bekannt für ihre innovative Musik und beeindruckenden Live-Auftritte. Geschickt kombiniert sie verschiedene Musikstile und setzt sich in ihren Texten oft mit sozialen Themen auseinander. Ihr kreatives Schaffen umfasst auch visuelle Kunst, Mode und Film, wie ihr visuelles Album „Lemonade“.

Marie Curie war nicht nur die erste Frau, die einen Nobelpreis erhielt. Sie ist die einzige Person, die in zwei verschiedenen wissenschaftlichen Bereichen – Physik und Chemie – ausgezeichnet wurde. Ihre innovative Forschung zur Radioaktivität hat die Wissenschaft revolutioniert und zeigt, wie Kreativität in der Wissenschaft zur Entdeckung neuer Konzepte und Technologien führen kann.

Eine kreative und wirtschaftlich erfolgreiche Frau ist beispielsweise Sara Blakely, die Gründerin von Spanx. Sie revolutionierte die Unterwäschebranche mit ihrer innovativen Idee für figurformende Kleidung und wurde zur jüngsten Selfmade-Milliardärin. Blakely ist nicht nur für ihren unternehmerischen Erfolg bekannt, sondern auch für ihr Engagement in der Förderung von Frauen in der Wirtschaft.

Kann man Kreativität vorleben?

Ja. Einerseits ist es deine Haltung.

✅ Ermöglichst du Experimente?

✅ Kannst du es aushalten, wenn dein Kind seinen eigenen Weg?

🛑 Bist du schnell dabei, die Lösungen vorzugeben?

🛑 Ist es dir wichtig, schnell und richtig zu arbeiten?

Deine Haltung kann entscheidend sein, ob dein Kind seine Kreativität ausleben wird.

Die Umweltfaktoren sind ebenfalls von Bedeutung

✅ Material kombinieren dürfen.

✅ Ungestört und unverplant arbeiten dürfen.

🛑 Überbehütet vor Misserfolgen, werden die Kinder zu sehr eingegrenzt.

🛑 Vorhandenes Material nur „sachgerecht“ nutzen dürfen.

Es gibt keinen klaren Weg. Wichtig sind Regeln und Grenzen. Bei einigen kreativen Ideen muss die Sicherheit mitgedacht werden. Erwachsene sind in der Pflicht, wie Dinge ermöglicht werden können.

Von einigen Eltern nehme ich häufig Schubladendenken wahr:

🛑 zu wenig Geld

🛑 zu wenig Zeit

🛑 mein Kind möchte das nicht

Letzte Gedanken

Grade Kreativität kann mithilfe der eigenen Kreativität gut gefördert werden. Es ist wichtig, hier frei und offenzubleiben. „Soll“ und „müsste“ sind häufige Hinweise auf Killer von Kreativität von hochbegabten Kindern.

Wichtig ist mir, dass die Kinder an Regeln gewöhnt sind. So können sie frei kreativ arbeiten. Kreativität leben bedeutet auch, dass Eltern ihren Kindern vertrauen können.

Schreib mir gerne deine Ideen und ich füge sie hier ein, oder notiere hier einige Zeilen.

Elternberichte

Liebe Claudia,

weißt du, was mir an unserem Kindergarten so gefallen hat? Dass es genau für diese Kreativität ganz viel Platz gab. Ich weiß nicht, wieviele gebastelte riesige Dinge aus Pappe. 

bei uns gelandet sind. Eine Eisdiele, ein riesiger Bus, in den sie sich setzen konnte, ganz viele Gebäude. Das wurde dann immer wochenlang für Rollenspiele benutzt. 

Es wurde immer wieder nach nicht mehr gebrauchtem Papier gefragt und eine Grundschullehrerin hat alte Arbeitsblätter abgegeben. Die Rechenaufgaben bis 20 füllte die Tochter dann in Spiegelschrift und auf dem Kopf aus. Aber irgendwann waren die Zahl fast immer richtig und wir haben einen Papp-Adventskalender für die Oma und die Paten gebastelt.

Dies Material, das ich Anfang der ersten Klasse gekauft habe, wurde eigentlich nur fürs Schule spielen gebraucht. Die Hunderterplatte als Klassenzimmer, die Einser als Schüler und Lehrerinnen, die Zehner als Einrichtung. Und ich glaube, bei der Einteilung in Klassen und der Einrichtung hat sie trotzdem etwas über Mengen und Zahlen gelernt. 

Das Thema Autonomie und „nein, ich habe eine viel bessere Idee“ ist anstrengend, kann aber auch neue Ideen und bessere Lösungen bringen. 

Mich haben die Playmobil-Youtube-Videos wahnsinnig gemacht, die sie ständig in Dauerschleife angeschaut hat. Bis sie angefangen hat, die Bastelideen aus einigen Videos umzusetzen. 

Du siehst, uns bleibt gar nichts anderes übrig, als selbst kreativ und flexibel zu werden, und manchmal macht den riesigen Spaß, manchmal ist es anstrengend. 

Jedenfalls finde ich die Idee furchtbar, hochbegabte Kinder hinter Büchern, Musikinstrumente und das Zeichenbrett zu verbannen und sie ausschließlich mit anderen hochbegabten Kindern in einer Schule möglichst schnell auf Höchstleistung zu drillen. Ich habe mir die Hochbegabtenzüge der örtlichen Gymnasien angeschaut und finde, dass das viel zu sehr in diese Richtung geht.

Und ich streite damit natürlich nicht ab, dass die Kinder den entsprechenden Input und Förderung brauchen und einfordern. 

Liebe Grüße und weiter viel Erfolg und gute Lösungen für die Kinder und Familien, die du betreust.

Für deine Erfahrung ist hier noch Platz

Schreib mir gerne deine Anregung, damit ich sie hier aufnehmen kann.