Akzeleration: hochbegabte Schüler fördern.

Akzeleration: Klassensprung in Wissenschaft, Schule sowie in der Beratung

Klassensprünge werden noch immer kritisch und sorgenvoll betrachtet, dabei sind sie für hochbegabte Schüler eine echte Chance. Noch immer lassen sich Eltern und Lehrkräfte von ihren Ängsten beeinflussen und ermöglichen Akzeleration nicht.

Inzwischen ist diese Begabungsförderung  gut erforscht und in den Schulen bewährt. Perspektiven aus Wissenschaft und Praxis wurden während des Talent Channels vorgestellt und sind hier in Stichworten zusammengefasst. 

Nutze die Erkenntnisse für deine Entscheidung.

Wissenschaftler, Lehrer, Berater bieten im Talent Channel passende Ideen für Eltern und Pädagogen.

Der Mix aus diesen Gruppen hilft damit die Wissenschaft die Praxis erreicht. Es ist immer wieder schön für das professionelle ETSN (European Talent Support Network) einen Impulsvortrag halten zu dürfen. 

Ein besonderer Dank gilt der FAU (Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg). Ohne die zuverlässige Organisation von Susanne Schober wäre das Format nicht möglich. Während der gesamten Zeit hat Barbara Saring souverän das Symposium moderiert. 

Akzeleration für hochbegabte und höchstbegabte Schülerinnen

Am Freitag, 29.10.2021 in der Zeit von 14 bis 16 Uhr haben vier Referenten zum Thema Akzeleration und Klassensprung wichtige Beiträge vorgetragen.

Drei Referentinnen standen am Ende in Breakout Rooms für Fragen zur Verfügung. So hatten Eltern und Berater eine gute Möglichkeit weiterführende Fragen zu klären.  

Pädagogisch-psychologische Grundlagen akzelerativen Lernens

Prof. Dr. Dr. Albert Ziegler begann die Vortragsreihe. Hier einige seiner (für mich) wichtigsten Punkte.

Hochbegabung und schulische Leistung
  • Die Mitte an Leistung einer Klasse variiert um jeweils drei Jahre zurück und voraus – in Bezug auf das Lesen.
  • Die Matheleistung weicht im Mittel um vier Jahre vor/zurück ab.
  • Im Bereich Naturwissenschaft gibt es ebenfalls Abweichungen um mehrere Jahre.

Intelligenztests, auch als IQ-Tests bekannt zeigen weitere Unterschiede. Der CFT in sechsten Jahrgängen zeigt Abweichungen die erheblich sind.  

Beispiel von dritten Klassen:

  • 20 % sind richtig 
  • 25 % sind Jahre voraus, teilweise 6 Klasse und höher
  • 20 % erreichen das Niveau noch nicht

Wichtig! Die hochbegabten und höchstbegabten SchülerInnen sind zeitlich voraus. Die anderen SchülerInnen erreichen das Niveau zu einem späteren Zeitpunkt auch – wobei dann die Hochbegabten wiederum weiter sind.

Hochbegabung und Höchstbegabung – Schulangst vorbeugen

In den höheren Jahrgängen steigt die Schulangst. Wirksame Mittel dagegen:

Die Akzeleration, also der Klassensprung bringt im Schnitt eine bessere Note (ca. halbe Schulnote)  und sorgt Ängsten am besten vor. Akzeleration hochbegabte Schüler fördern lohnt sich. 

Auswirkungen wenn keine Klassensprünge stattfinden?
  • Motivation sinkt
  • Lernförderung nötig
  • Soziale Auffälligkeiten
  • Emotionale Entwicklung gebremst

Achtung! Eine gute Diagnostik ist wichtig, um Überforderung auszuschließen. 

Überspringen von Klassen - eine effektive Form der Förderung

Dr. Annette Heinbokel vom Institut für Enrichment & Akzeleration in Bremen ist Gründerin der DGhK (Die Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind e.V.).

Sie engagiert sich seit vielen Jahren und hat sich als Lehrerin insbesondere mit dem Thema Akzeleration beschäftigt. Ihre Forschungsergebnisse hat sie veröffentlicht und viele Hinweise gegeben, wie es gelingen kann. 

Dr. Heinbokel bemängelt, dass Enrichment häufig nur eine Beschäftigung auf gleichem Niveau ist. Sie findet viel häufiger statt, obwohl Akzeleration wirksamer ist. Leider wird in der Wissenschaft wenig, zu wenig?, zu dem Thema geforscht und neuere Daten fehlen. Außerdem sammeln einige Bundesländer noch nicht einmal die Daten zu Klassensprüngen. So wird eine Auswertung und Bewertung unmöglich. 

Wissenschaftlich belegt ist, dass hochbegabte Schüler:innen weniger Probleme haben, wenn sie springen durften. Akzeleration hochbegabte Schüler fördern wirkt sich positiv aus. 

In einigen Beispielen führte sie uns gut vor Augen, wie sich eine gute Entwicklung und Begleitung darstellt. 

 

Akzeleration – aus der Praxis für die Praxis

Ingvelde Scholz vom Friedrich-Schiller-Gymnasium & Pfiffikus e. V. in Marbach ist Lehrerin und bereichert das Thema Akzeleration aus Sicht der Schule.

Zentrale Fragen von Schülern müssen gesehen und berücksichtigt werden:

  • schaffe ich das?
  • kann ich aussteigen?
  • wer ist für mich da, wenn ich Probleme habe?

Frau Scholz stellt uns die Gelingenfaktoren vor: 

  • Mentoren
  • Lernvereinbarung (inkl. Mentor, Eltern, Lehrer und SchülerIn…)
  • offen sein
  • Austausch

An ihrer Schule wird ein umfassendes Konzept gelebt. Wichtig ist Professionalität und Austausch sowie Verbindlichkeit für alle Seiten. Ein leuchtendes Vorbild.

Im Breakout-Room konnten Eltern und Berater Fragen an Frau Scholz aber auch an eine Schülerin sowie eine Mutter stellen. Ein ganz besonderer Moment.  

Klasse überspringen: ja - nein - vielleicht, in jedem Fall gut begleitet

Unser Impuls für dich.

Claudia Völkening mit dem Begabungsblick – ja auch wir durften zeigen, dass Beratung ein wichtiger Aspekt beim Klassensprung ist. (Nicht unbedingt, wenn man Ingvelde Scholz in der Schule hat…)

Unsere Haltung:

  1. Situation beachten
  2. Ziel im Blick
  3. Teilnehmer am Prozess 
  4. Persönlichkeit – wichtig!
  5. Alternativen aufzeigen
Was wir bisher verstanden haben in Bezug auf Klassensprünge:
  • in der Regel erfolgreich
  • sorgt für mehr Selbstbewusstsein
  • fordert heraus
  • einfach zu gestalten (Achtung! Es braucht trotzdem Hilfe!)
  • schafft bessere Noten

In der Beratung legen wir deshalb immer großen Wert darauf Sicherheit herzustellen. Gespräche mit dem Schüler, Lehrer und den Eltern bringen in der Regel gute Ideen. 

Meine persönliche Erfahrung ist, es klappt immer, wenn:
  • Eltern und Lehrer an einem Strang ziehen
  • Fragen beantwortet werden und nicht zu Problemen wachsen dürfen
  • Austausch offen und ehrlich sowie wertschätzend ist
  • Das Ziel im Blick bleibt

Beratung hilft. 

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