Hochbegabung und Schulangst oder Schulverweigerung kommen in den besten Familien vor. Verzweiflung, Angst und Wut sind häufige Begleiter.

Hochbegabung und Schulangst oder Schulverweigerung

… kommen in den besten Familien vor. Verzweiflung, Angst und Wut sind häufige Begleiter.

Familien im Ausnahmezustand

Leider nehme ich auch im Begabungsblick zunehmend wahr, dass hochbegabte Schülerinnen und Schüler nicht mehr zur Schule gehen können. In der Regel versuchen Eltern vorher alles, bevor sie sich Hilfe holen:

🔥 Liebevolles Zureden

🔥 Belohnungen

🔥 Leichter Druck

🔥 Erklärungen

🔥 Hobby streichen

🔥 Drohungen

🔥 Massiver Druck

Am Ende geht manchmal nichts mehr. Schulbesuch ist vorerst nicht möglich und häufig erleben Eltern, dass Lehrkräfte sie nicht verstehen. Sie fordern Durchsetzungskraft der Eltern und benachrichtigen zum Teil das Jugendamt, weil die Fehlzeiten steigen. Das erhöht den Druck auf Eltern weiter, die in ihrer Verzweiflung teilweise den Druck noch weiter erhöhen.

Ab einem gewissen Punkt wenden sich Eltern ab und schützen nur noch ihr Kind. Sie wenden sich von der Schule ab, weil sie sich nicht verstanden fühlen. Im Prinzip sind sie unverstanden wie das eigene Kind über Jahre vorher. Nichts geht mehr. Die Verzweiflung wächst.

Die von der KARG Stiftung beschriebenen Situationen habe ich alle erlebt und kann das Leid nachempfinden. Der Weg raus aus dieser schlimmen Situation erfordert:

❤️ Mut

❤️ Vertrauen in sich

❤️ Vertrauen in das Kind

❤️ Stärke, um Hilfe anzunehmen

❤️ Unterstützung finden und nutzen

Häufig erlebe ich, dass bereits in der Grundschule über „Kopf- und Bauchschmerzen“ geklagt wird. Auch der Schlaf ist gestört, sie fühlen sich schlapp und müde, wenn sie zur Schule gehen sollen. Anfangs beobachtet man fast eine „Blitzheilung“, wenn sie nicht zur Schule müssen und das nährt die Zweifel der Eltern.

Vom Zweifel in die Therapie?

Andere Zeichen sind massive Wutanfälle oder Weinen. Manche Eltern die sich an mich wenden wissen gar nicht, dass ihr Kind Schulangst hat. Viele Eltern kündigen ihr Kind als „Schulverweigerer“ an und sind am Ende bestürzt, wenn wir in der Diagnostik Lernkompetenz deutlich sehen:

🛑 Handlungskontrolle – nicht möglich

🛑 Selbstmotivation – nicht möglich

🛑 Selbstbestimmung – nicht möglich

🛑 Selbstberuhigung – nicht möglich

🛑 Druck und Angst – sehr hoch

Zeitgleich sehen wir häufig in einer anderen Skala:

🛑 Bedürfnis nach passenden Beziehungen – nicht erfüllt

🛑 Bedürfnis nach Leistung – nicht erfüllt

Uff, ab da wird es zwar schwer, aber Eltern als auch Lehrkräfte können Leistung nicht mehr erkennen: nix geht mehr. Gespräche können stattfinden, Verständnis wächst und kreative Möglichkeiten werden geprüft. Nein, es gelingt nicht immer, aber Eltern, die sich für ihre Kinder einsetzen, finden häufig einen Weg.

🔋 Schulbefreiung

🔋 Therapeutische Unterstützung

🔋 Klassensprung – Drehtür

🔋 Neue Schule

🔋 Schulpsychologie – leider fast nie vorhanden

Die Lösungen: Zusammenarbeit und Gespräche

Versuche konstruktiv mit den Lehrkräften in Verbindung zu bleiben. Meine Erfahrung ist, dass es häufig besser ist, wenn ein Experte die Bedürfnisse eines hochbegabten Kindes erklärt. Wenn Eltern den Lehrkräften ihren Job erklären, ist das eher heikel.

Uhhh, das kommt häufig nicht so gut an. Dann fehlt nur noch ein Funke und die Helikoptereltern sind geboren. 

Ich mache gute Erfahrungen in Gespräche, dass mehr Offenheit von den Lehrkräften kommt, wenn ich als Expertin erzähle. Nach elf Jahren in der Grundschule kann ich viele praktische Beispiele bringen, damit neue Ideen entwickelt werden können. Niemand möchte etwas übergestülpt bekommen. 

Und vor allem ist eines besonders wichtig: Bleib mit deinem Kind im Gespräch. Die Abgrenzung zwischen:

🛑 „Ich hab keinen Bock mich anzustrengen.“

🛑 „Ich bin emotional am Ende.“

Sie sind wirklich nicht leicht auseinanderzuhalten. Bitte schau genauer hin und unterstütze dein Kind. Ein Kind, das schulunfähig ist, benötigt lange Zeit und gute Begleitung von Eltern, um wieder aus dem Loch heraus zu kommen.

Der beste Weg: Prävention

Als multiprofessionelles Team schaffen wir häufig Lösungen. Aber das dauert viele Monate. Deshalb möchte ich einen Appell dalassen:

💪 Hol dir früh Hilfe

💪 Erlaube Klassensprünge

💪 Geh ins Gespräch für Differenzierung

💪 Bleib positiv (schwer)

Vor der Unfähigkeit eines Schulbesuches steht häufig massives Underachievement! Lies dazu den Beitrag von Martina Rosenboom. Sie hat wirklich einen guten Artikel darüber geschrieben. 

Es ist also wichtig, dass die Lernbedürfnisse früh erkannt werden. Leider höre ich noch immer viel zu häufig:

Das ist doch schön, dass mein Sohn sich in der Grundschule nicht anstrengen muss.

Wie soll er sich nur das passende Handwerkzeug antrainieren? Mitten in der Pubertät, wenn seine „Lernstrategien“ versagen und die Leistungen im freien Fall sind? Erfahrungsgemäß ein sehr ungünstiger Moment, weil dann das Selbstbewusstsein „im Keller“ ist. 

Minderleistung bedeutet, dass ein hochbegabtes Kind nicht seinen Fähigkeiten entsprechende Leistung zeigt.
Martina Rosenboom zeigt Zusammenhänge zur Minderleistung auf!

Hochbegabte Mädchen werden gerne übersehen!

Leider sehe ich gerade bei hochbegabten Mädchen folgende Gefahren:

Nein, meine Tochter kommt nach mir und ist ganz normal. Mein Mann und unser Sohn sind die Schlauen der Familie.

Autschi. In der Regel hat kein IQ-Test für das liebe und angepasste Mädchen stattgefunden. So bleibt ihr Talent unentdeckt, sie bekommt nicht die passenden Lerngelegenheiten, aber von Mama die Haltung: Du bist nicht so schlau wie dein Bruder und Vater. Schade.  

Martina Rosenboom hat auch dieses Thema aufgenommen und möchte Erwachsene aufrütteln, bei den Mädchen genauer hinzuschauen.

Begabungen fördern – gerade bei hochbegabten Mädchen! Warum sehen wir mehr Beispiele für hochbegabte Jungen als für hochbegabte Mädchen?
Martina Rosenboom bittet: Schaut auf die stillen Mädchen

Hochbegabt und unsichtbar: Der Abbau vom Selbstbewusstsein beginnt!

Ein anderes Risiko ist häufig:

Ja, unsere Tochter ist hochbegabt. Aber sie hat so viele Freunde in der Klasse und sie möchte auch nichts anderes.

Uppsi, wie wahrscheinlich ist es, dass dieses Mädchen mit sieben Jahren das beurteilen kann? Durfte sie schon Erfahrungen machen, wie es sich anfühlt, an einer Aufgabe richtig lange zu knobeln? Wie cool es ist, gemeinsam mit anderen an einer Frage gearbeitet zu haben und endlich die Lösung zu finden?

Gerade viele Mädchen zeigen ihr Potenzial nicht. Martina Rosenboom hat dazu einmal recherchiert und ein guter Beitrag ist dazu entstanden. Sich nicht zeigen dürfen und die eigenen Interessen zurückstellen, weil es so erwartet wird, hat folgenden Preis:

Wenig Selbstbewusstsein

Schneller Angstthemen

Perfektionismus

Schulunlust …

Auch hier benötigen Kinder die Unterstützung von Erwachsenen. Bitte hilf den Kindern daraus! Nein, nicht mit einer Sonderrolle, denn es gibt erfahrungsgemäß weitere fitte Kids in der Klasse.  

Begabung zeigen kann für Hochbegabte bedeuten, dass sie aus der Gruppe ausgeschlossen werden.
Begabung lieber nicht zeigen, um nicht aufzufallen. Ist das eine gute Lösung?

Wenn Schulbesuch überwältigt: Schulangst bei Hochbegabten

Die KARG Stiftung ist stets ein guter Berater. Ich empfehle dir den Beitrag mit folgenden Themen und den Stimmen von Eltern bzw. Kindern:

Schulangst: Was ist das?

Schulangst bei Hocbbegabten: Vier Familien berichten

Schulangst erkennen und verstehen

Schulangst als Lehrkräfte und Eltern begleiten

Fazit

Die BegabungsNews erscheinen regelmäßig am Sonntag. Häufig greife ich wichtige Themen auf, oder plaudere über meine Erkenntnisse aus dem Beratungsalltag. 

Bleiben wir im Kontakt?